Liebe Reiter, jetzt müsst ihr stark sein. Heute geht es um Metzgermärchen. Und ich bin immer wieder erschrocken, wie viele Leute ernsthaft meinen, dass Pferde, wenn dies oder jenes passiert, sofort zum Metzger kommen. Zudem steht ja auch die halbe Pferdepopulation gefühlt beim Metzger. Dass aber viele Metzger (legal – ohne Schlachtpferdemafia) auch gleichzeitig Handel betreiben, das ist schon mal vielen gar nicht klar. Meine Reitlehrerin hat häufig beim Metzger gekauft. Und sicher nicht für Schlachtpreise, die dortigen Pferde waren auch gar nicht zum Schlachten. Sondern zum Kaufen. Eben ganz normale Verkaufspferde. Da waren paar richtig schicke Kandidaten dabei, die auch was konnten. Und niemand hat gesagt: Also wenn die keiner nimmt, dann gehen die halt in die Wurst.

Soviel also zum Thema: Vom Schlachter gekauft. Bestimmt hätte meine Reitlehrerin jetzt einen Heiligenschein, wenn sie das Wort gekauft durch gerettet ersetzt hätte. Das heißt: Ganz normale Leute bringen Pferde dorthin, um sie verkaufen zu lassen. Die geben die nicht zum “Schlachter”. Sondern zum Händler. Der offensichtlich beides tut. Mit Papier und allem, was dazu gehört. Das ist nichts Unseriöses oder Dubioses – es sei denn, der Metzger verkauft Pferde, die ihm ausdrücklich zur Schlachtung anvertraut wurden, weil sie krank sind, oder einen anderen, ernsthaften Grund haben, warum ihr Leben jetzt vorbei ist. DAS ist dann wieder eine andere Hausnummer.

Genau wie die Schlachtermafia, die häufig mit “Tierschutzorganisationen” Hand in Hand geht. Die preisen in superdupergeheimen Facebookgruppen arme Jungpferde an, die garantiert GANZ grundlos beim Metzger stehen und immer nur “noch bis Montag haben”. Damit irgendwer für ein Schlachtpferd (gerne Jährlinge) über 2000 Tacken bezahlt. Wow. Vielleicht hin und wieder mal über den Fleischpreis informieren, dann müsste man auch bei dem Preis für das Rettungspferd stutzen. Mal davon abgesehen, was sich manche da für Bazillenschleudern in den Stall holen. Schwer gehandicapte Tiere mit Atemnot, wegen unbehandelter Krankheiten usw … Das ist das uncoole Metzgermärchen. Und leider kein Märchen, sondern ein Zustand, der von ein paar Sackgesichtern provoziert und ausgenutzt wird.

Dann gibt es natürlich noch die Geschichte vom Sportpferd in der Wurst. Immer wenn Sportpferde “zu kompliziert” sind oder renitent, oder mal ihre Leistung nicht bringen, kommen die angeblich in die Wurst. Ich weiß jetzt nicht wie die FN das regelt, aber im Rennsport darf man das nicht. Das ist bei Strafe tatsächlich verboten. Und wird auch vollstreckt. Davon abgesehen (mir ist EIN Fall in Deutschland bekannt), bezweifle ich, dass sich das überhaupt häufiger als 0,001 Prozent passiert. Denn: Was kostet es denn, so einen Supersportler hochzuziehen? Das schmeißt man doch nicht zum Fenster raus, um nachher mit 800 Euro und paar Kilo Wurst und Hack vom Metzger zurückzukommen. Welchen Nutzen hat man davon? Lieber verschachert man das Pferd doch weiter, um wenigstens ein bisschen Geld zu bekommen. Mehr als beim Metzger bekommt man ÜBERALL! Selbst wenn der Crack 16.000 Euro gekostet hat und jetzt für 2.000 weggeht, ist das immer noch mehr als der Kilopreis.

Liebe Reiter – bitte, bitte. Der Metzger ist keine Schreckgestalt, wo arme Pferde ihr Ende nehmen. Zudem: Wer trauert um arme Kühe oder Schweine, die der Mensch gerne nur zu diesem Zweck überhaupt aufzieht? Aha. Auch Pferde darf man essen.
Wenn also das nächste Mal jemand erzählt, dass irgendein Springpferd in die Wurst geht oder ein Pferd vom Metzger gerettet wird, dann behaltet im Hinterkopf – sehr viel davon ist ein Märchen.

Foto: Glotzi mal wieder.