Psst, komm näher. Wir wollen dich heute einweihen. Reiter haben spezielle geheime Regeln, die sie nicht vor anderen zugeben wollen. Müssen sie auch gar nicht. Das ist mehr so eine stillschweigende Übereinkunft, die besagt: Wir sind alle ein bisschen komisch und manchmal auch eklig, aber wenn keiner drüber redet, dann halten sie uns weiter für die reiche Elite, die ganz doll Etepetete ist. Sollen sie uns ruhig weiterhin dafür halten, das kann ja für uns nur von Vorteil sein.
Aber in Wahrheit sind wir vielleicht doch hin und wieder ein bisschen eklig, wunderlich und faul obendrein. Deswegen gibt es heute geleakt: Die geheimen Tätigkeiten des Reiters. Die, die niemand sieht, aber jeder mindestens einmal getan hat.

1. Die Hand ist ein legitimes Mittel für alles
Und damit ist die Menschenhand gemeint. Alles, was Besen, Kratzer und Mistgabeln nicht packen – da wird mal eben die Hand genommen. Und wenn der Gaul erst in den Futtertrog gekackt hat, kann man eh alle Hilfsmittel vergessen. Wird nur noch getoppt von schwimmenden Äppeln in der Tränke. Kann auch zum Hufe auskratzen verwendet werden, wenn der Kratzer nicht da ist.

2. Abputzen …
… tut man am Pferd. Vor allem, wenn es selbst Schuld daran ist, dass man dreckig wurde. Pferdeschnodder wird eiskalt zurückgegeben. Mit einem dezenten: „Ihhhhh.“ Wenn man mal wieder angehustet wurde oder es einen kleinen Nieser ins Gesicht gab.

3. Probieren muss man alles
Und zwar dann, wenns in den Pferdemagen kommt. Die frühesten Erlebnisse sind die als Kind, wenn man einfach mal herzhaft in die steinharten Leckerlies beißt. Die riechen eben gut. Und man möchte ja auch wissen, was man seinem Lieblingsschulpferd da zumutet. Ältere Reiter mit eigenem Pferd kosten aber auch das Müsli vor (oder weil’s gut riecht), kauen auf dem Hafer rum und ich kenne auch Leute, die haben geprüft ob der Klee auf der Weide schmeckt.

4. Was vor der Box liegt, wird in die Box gekehrt
Ist auch herzlich egal, ob das jetzt noch dreckiges Stroh ist. Wir sind doch hier nicht im Ritz. Und ein bisschen Staub – ja mei, dafür latscht doch jetzt keiner und holt den Mistboy. Und solange das Pferd nicht an irgendwelchen Lungenleiden leidet, ist das auch vollkommen okay. Nur bei Schimmel sind wir bisschen fimschig. Wenn vor der Box was Schimmeliges liegt, dann soll das auch bitte draußen bleiben.

5. Die sipschige Konsistenz von Pferdeschnodder …
… ist uns total egal und wir packen auch ne Trense direkt am Gebiss an, wenn sie frisch aus dem Pferdemaul kommt. Wofür hat man ne Jacke/Hose? Außerdem kann man sich ja waschen.

6. Da ist eine Kruste!
Und die ungeschriebene Regel will es, dass wir sie wegknibbeln und nachschauen, was dadrunter ist. Kann ja was Schlimmes sein und das Pferd muss verarztet werden. Wir stecken aber auch Finger in Wunden, um sie näher zu untersuchen, klappen Hautfetzen zurück und bewundern andere eklige Dinge, während wir uns fragen, wie das Pferd DAS nur geschafft hat.

7. Essen im Stall
Ist jederzeit legitim und die fünf Sekunden Regel gilt auch dort. Vielleicht nicht gerade mit ner Salamipizza, die in den Hallensand gefallen ist, aber sonst. Die Pizza würden wir übrigens auch essen, wenn das nicht so doof zwischen den Zähnen knirschen würde. Außerdem ist es voll okay, mit dem Pferd eine Möhre zu teilen. Egal wer zuerst abgebissen hat.

8. Insekten im Stall
Hochsicherheitstrakt Eigenheim – teilweise mit Fliegengitter und allem Pi Pa Po. Im Stall? Na, ja … das gehört halt dazu. Da wird höchstens mal vorher geguckt, ob ein Insekt in die Bierflasche geflogen ist, damit man es nicht mittrinkt. Aber nen Apfel, auf dem vorher diverse Fliegen in der Futterkammer gesessen haben, den kann man ruhig essen. Sitzt ein Käfer drauf, macht man den halt weg.

Foto: Mozart und der Winterpelz.