Reiter haben einen Hang dazu, beratungsresistent zu sein. Das sieht man besonders auf Facebook, wo es ja Kritik schon mal recht schnell hagelt – für eigentlich gar nichts. Aber: Dann, wenn sie wirklich mal angebracht ist und die Leute das schon windelweich und schonend anmerkten, was da für ein unharmonisches Gesamtbild sorgt, dann ist es Reitern auch schon nicht genehm.
Denn es muss einfach Quatsch sein, wenn andere Leute etwas anmerken, es kann nicht sein, dass jemand anderes mir sagt, wie ich zu trensen habe.

Da haben wir also den Sattel, der irgendwo auf dem Hals (oder der Kruppe) hängt und dann kommt so was wie: „Ich hab nur nach der Meinung zur Schibbi-Schabbi gefragt, den Rest weiß ich ja wohl selbst am Besten.“ Anschließend wird man noch 300 Bilder weiter mit dem falsch gesattelten Sattel verwöhnt. Ja, das ist doch mal beratungsresistent.

Die aktiven MP 2.0 User werden sich sicherlich auch noch an unser Urlaubsgörl mit den interessanten Gebissen erinnern, die uns ständig wieder Urlaubsfotos vom Strand mit blanker Kandare, schmerzgekrümmtem Rücken und unpassendem Wabbelsattel zeigen musste, nur damit endlich mal jemand sagt: „Mensch, was ist das schön.“ Geklappt hat es nicht, die Leute haben sich nur gefragt, ob die ihre Schräubchen bei Ikea geholt hat, denn da fehlt ja bekanntlich immer mal wieder was.

Genauso machen es aber auch genügend andere, die schon mit Kleinscheiß so völlig ignorant umgehen, dass es nicht mehr feierlich ist. Vor allem dann nicht, wenn es dem Pferd doch offensichtlich wehtut. Zum Beispiel diese albernen: Ich forme ein Herzchen mit meinen Fingern Bildern, während die Mädels mit den Ellenbogen die Zügel straff ziehen, sodass das Pferd im Kreis grinst. Merkt man was an, war das immer nur kurz so und nur fürs Bild und das weiß man ja. Wenn man etwas weiß, warum macht man es dann trotzdem? Ich zum Beispiel weiß, dass das Knotenhalfter auf meinem Bild andersherum gehört. Wer war zu faul? Ich. Allerdings vor fünf Jahren, denn so alt ist das Bild. Würde ich heute auch nicht mehr machen.

Wenn man keine Hufe auskratzt, nachdem man in der Halle war – ja das ist jetzt erst mal keinem so richtig unangenehm, schließlich sind da keine Steine drin, noch stört da was das Pferd. Aber wenn man ihm im Maul herumzerrt, um ein geiles Foto zu bekommen? Oder seinen Sattel ständig auf den Hals legt? Also, ich glaube schon, dass sich ein Pferd da beschwert. Genauso wie es immer wieder heißt: „Ich weiß, Pferde dürfen keine Schnitzel, aber er mag sie doch so gerne.“ Auch das ist Beratungsresistenz.

Auch immer „voll süß“ Huch, ein Unfallfohlen. Da kommen ja Hengste rum in Deutschland, da möchte ich kein Stutenbesitzer sein, so oft wie man „Unfall“ als Entschuldigung hört – kommt dann aber doch immer sehr gelegen, denn man hat einen Hengst, eine Stute und möchte halt ein Fohlen. Rein zufällig ist der Hengst dann mal drübergerutscht. Im Vorbeigehen, obwohl die immer absolut sicher voneinander getrennt waren. Knickknack. So ist das halt. Sagt man dann so was uncooles wie: „Ich finde ja sinnloses Vermehren total daneben“, kommen die Beratungsresistenten und weisen uns zurecht. Weil das wissen die auch, war aber ein UNFALL! Schreibt es euch hinter die Löffel. Unfall = völlig außerhalb der eigenen Möglichkeiten, da einzugreifen. Oder zu wollen?

Manchmal hat man ja auch nur kleine Sachen anzumerken, wenn jemand nach einer Meinung fragt: „Probier es doch mal so“, oder: „Du musst besser auf deinen Springsitz achten.“ Da war so eine Dame, die ist mit Fahrleinen und festgetackertem Hintern gesprungen, primär deswegen weil ihre Bügel dreihundert Löcher zu lang waren. Auf die Anregung, mal wenigstens die Bügel zu kürzen, kam die Beratungsresistenz zum Vorschein. „Weiß ich!“
Ja, Herrgott, warum machst du es dann nicht?

Foto: Geh selber über dieses unheimliche Ding, Frauchen!