Ausstrahlung kann sich der Reiter selten kaufen – nur weil er auf einem Araber sitzt, hat das Tierchen ja nicht automatisch diese typische: „Bitch – I’m fabulous- Attitüde“. Und nur weil man einen Hengst reitet, trabt da nicht plötzlich die männliche Dominanz auf vier Beinen durch die Reitbahn.
Aber Reiter haben ihre ganz eigene Idee zu jeder Art von Pferd, wenn es um Fotos geht, die ihr Pferd präsentieren sollen – und die sind Rassetypisch ganz unterschiedlich.
Araber: – laufen in ihrem Kopf für L’Oreal Werbung, denn die Mähne und der Schweif führen ein Eigenleben. Arrogant gereckter Kopf, Augen im Glotzmodus, der Araber weiß, wie er uns am besten Shampoo verkauft. Und wenn er sich mächtig ins Zeug legt, nehmen wir auch noch den teuren Conditioner. Am liebsten wird der Araber auf Fotos ohne Sattel geritten. Warum? Weil.
Englisches Vollblut: Verklickert uns per Blick entweder, wie genervt es von der Welt und seinem Reiter ist, weil es schon wieder weiter gedacht hat, als eben der, oder es zeigt uns den inneren Araber, der mit der inneren Göttin einer unsäglichen Romanfigur wohl gerade ein Kind gezeugt hat und dann zeigt es uns, warum Rennpferde Rennpferde sind. Und dann gibt es da noch mein Pferd, das nur auf Morwen Fotografies Fotos gut aussieht. Und bei mir niemals.
Iberer: Egal was es ist – sie miemen den Hengst, damit alle drum herum Platz machen. Der Iberer posiert am liebsten mit seiner Wallemähne und einem runden Hals, ein Fuß in der Luft. Mindestens. Manchmal auch alle, der Iberer ist flexibel, wenn er uns zeigen will, wie toll er ist.
Isländer: Will ungern beim tölten in freier Natur erwischt werden, wird daher nur bei äußerster Nötigung (Turnier) dabei fotografiert. Ansonsten bekommen wir natürlich auch mal Isländerfotos zu sehen, allerdings kann man sich nie sicher sein, ob auf dem Foto ein Isländer, oder ein verschimmeltes Snickers zu sehen ist, denn meist besteht das Bild aus Haaren.
Shettys: Sind prädestiniert dafür, total schlecht abgelichtet zu werden, oder im Galopp. Entweder wir bekommen ein wackeliges Handyfoto mit dem Zusatz: Soooooo süß – oder ein Shetty im Galopp. Dazwischen gibt es nichts. Doch, Stopp, der Unsinn mit dem Snickers gilt auch gerne für Shettys, wir wissen ja alle, dass die haarig sind.
Haflinger: Laut Facebook gibt es zwar Sporthafis, aber die sind selten. Deutlich häufiger sieht man das überfressene Vieh, das gerade mit Leckerlies vollgestopft wurde, damit es eine halbe Sekunde stillsteht um das schöne Foto zu machen. Auf der Weide natürlich, denn Hafis müssen immer beim Futter sein. Haflinger werden gerne von ihren Reitern geherzt, wenn es um Fotos geht. Das sind dann die 2,5 Sekunden in denen der Besitzer nicht mit ihnen schimpft.
Warmblut: Wird immer sportlich, nie beim Nichtstun abgelichtet. Im Sprung, in der Dressur – und natürlich mit passender Schibbi-Schabbi oder wenigstens einer Decke der neuesten Kolli. Gerade so in Ordnung: Foto vor oder nach dem Reiten. Damit niemand auf die Idee kommt, dass dieses Pferd nicht gearbeitet wird. Wenn keiner der Punkte gegeben ist, ist das auf dem Foto garantiert kein Warmblut.
Friese: Ist vor allem süß. Wird aber grundsätzlich so fotografiert, dass man auch die Pompoms an den Beinen wuscheln sieht. Natürlich super gekämmt, damit jedes Haar zu sehen ist. Ich kauf mein Shampoo aber leider schon beim Araber, daher: Sorry. Meist im Trab – sonst wuschelt der nicht genug. Auf der Weide, oder mit Reiter – da aber wieder seltener. Ist sowieso ein Gerücht, dass man die reiten kann.
Kaltblüter:
Scheinbar haben Kaltblutbesitzer Angst vor Erdbeben durch Fotoshootings, denn am liebsten zeigen sie ihre Panzer im Stehen. Oder bei Kunststücken, denn so einen Kalten kann man scheinbar nicht wirklich ansprechend unter dem Sattel präsentieren – dabei macht der doch nen schlanken Fuß!
Foto: Grinst auf dem Foto.