Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, war ich zuletzt auf Kos. Hübsche Insel, viel Gyros – Griechenland eben. Aber auch Pferde. Die Griechen mögen zwar ein anderes Level an Tierliebe haben als wir, allerdings ist das besonders auf Kos sehr hoch, wie ich festgestellt habe. Auf Rhodos wurde sich deutlich weniger um Tierleid oder Tierpflege gekümmert (Pferdetechnisch aber wieder deutlich besser als Kreta).

Ich gehe gerne im Urlaub reiten, schaue mir Ställe an und entscheide dann auch, ob ich das unterstützen möchte oder nicht. Habe auch schon üble Sachen gesehen, wo ich ganz sicher nicht noch geldtechnisch unterstützen wollte und ich versuche auch immer, den Leuten zu erklären, warum irgendwas nicht geht – ob sie es umsetzen … tjo, weiß am Ende niemand.

Auf Kos war ich positiv überrascht. Ex-Galopper. Eine ganze Menge. Alle vom Festland rübergeholt – sind natürlich dort genauso günstig wie hier zu haben. Total trittsichere, flotte, gepflegte Tiere, tatsächlich gut geritten. Was will ich mehr? Ohne, dass ich am Telefon vorher groß was gesagt habe, bekam ich also meinen Ex-Galopper – mit rosa Schibbi-Schabbi und Gamaschen die dazu passten. Arghs! Als hätten die es geahnt.
Dreiring-Trense – aber im normalen Ring eingeschnallt. Auch sonst keine abenteuerlichen Sachen, Marke Eigenbau.

Habe mich dann erst einmal eine Weile mit Besitzer und Rittführerin unterhalten. Es gibt keinen Shop oder dergleichen auf Kos. Sättel kann man in der Nähe auch nicht vernünftig kaufen (griechisches Festland). Es wird importiert aus England. Ist teuer, aber was soll man machen? Passt sonst hinten und vorn nicht. Sah alles super gepflegt aus.
Als ich nach dem Tierarzt fragte, sagten sie mir sogleich: Wir haben hier keinen für Pferde. Wenn sie Glück haben kommt die Tierärztin der griechischen Vielseitigkeitsreiter einmal im Jahr hinüber (macht aber viel über Videodiagnosen bei Lahmheiten) und das war es leider für sie.

Muss man sich hier mal vorstellen … da ist man dann doch irgendwie froh, dass man seinen Tierarzt nachts um drei rausbimmeln kann, wenn das Pferd nur komisch guckt.
Sie sind also angewiesen auf das, was sie vor Ort haben und ihre eigenen Kenntnisse, die sie teilweise von Youtube haben, oder eben gelernt haben. Da wird dann auch mal selbst genäht.

Verfettete Pferde sieht man dort nirgends, das lässt die Vegetation einfach nicht zu. Das heißt, die Galopper sind alle schon schlank. Aber nicht ungesund schlank. Der einzige Moppel war der Kalte, der hatte einfach andere Proportionen.

Während des Ritts konnte ich eine Menge Fragen stellen, ich war nämlich die einzige Teilnehmerin. Jetzt ist keine Touri Saison mehr – und wenn, dann wollen die alle an den Strand. Ich nicht, bei Kiesstränden machen die nämlich nur Schrittausritte, was nur richtig ist. Andere gehen da wohl aber auch galoppieren. Und für einen Schrittausritt … och … neee.

Man war total interessiert an allem zum Rennsport, denn sie kaufen zwar gerne Exgalopper – das Stallpersonal plaudert aber in Griechenland nicht so gerne aus dem Nähkästchen, so wurde ich mit Fragen zu Startmaschinenübungen, etc. gelöchert. Und warum weshalb wieso manche Sachen so sind.

Wirklich interessant ist, dass sie sich auch sehr für den Tierschutz engagieren – es gibt auf Kos (wird auch im Reiseführer als Highlight angepriesen) ein Rennen durchs Dorf, irgendein Fest. Auf Asphalt, mehrere Kilometer, bergauf. Am Ende des Tages ist die Hälfte der Pferde stockelahm, letztes Jahr sind zwei Pferde mit gebrochenem Bein verendet – bis allerdings jemand kam und sich der Tiere angenommen hat, verging eine Ewigkeit, wie mir der Stallbesitzer erklärte. Lagen ja in der Mitte des Dorfes, da war kein Helfer mehr, der Pferdepulk war ja schon auf dem Weg zur Kirche.
Wird natürlich in Reiseführern nicht so beschrieben, sondern als super Spektakel – schon komisch, Stierkampf wird in Spanien Reiseführern nicht als Geheimtipp angepriesen, aber das hier als Rennen hervorgehoben. Also bloß nicht hingehen, wenn ihr mal dort seid! Das wollt ihr nicht sehen.

Leider hört überhaupt niemand auf die Beschwerden des Stalls, denn es sind hauptsächlich Frauen, die dort arbeiten und auf die hören gerade diese Traditionsheinis gar nicht. Und überhaupt, nur weil da ein kleiner Stall sich ständig über das Spektakel beschwert – pfff … wer wird das schon abschaffen? Ist doch ein super Touristenmagnet, wenn deutsche Reiseführer und Gesellschaften Ausflüge dorthin im Programm haben.

Wenn ihr also einmal hinfahrt – bei dem Stall könnt ihr bedenkenlos reiten. Die geben sich wirklich viel Mühe den Pferden auch eine harte Arbeit zu erleichtern und sie bestmöglich zu versorgen – auch mit ihren begrenzten Mitteln.

Foto: Kann froh sein, dass er nicht auf Kos lebt, sondern hier. Obwohl die Berge doch ein tollerer Ausrittsort sind als unsere ollen Felder.