Morgens halb 10 in Deutschland – Knoppers. Morgens halb 10 im Rennstall? Wer hat das verf…te Knoppers weggegessen? Morgens halb 10 bei mir im Büro? Halbes Knoppers auf Teppich verschmiert, während irgendwer die Verpackung in 20 Einzelteilen durchs Büro geschmissen hat. Es gibt Tage und Wochen, da denke ich mir: So ein bisschen Platzregen und Windstärke fünf sind eigentlich gar nicht so schlimm, könntest doch noch mal den Job zurücktauschen. Jedenfalls dann, wenn das Irrenhaus wieder Ausgang hat. Die folgenden Ereignisse sind zwar im Zeitraffer erzählt, aber Büroalltag bei mir:

Ich bin in der Regel die erste im Büro. Ergo kann ich mich völlig ungestört an die Arbeit machen, ich mag sowieso morgens mit niemandem sprechen. Im Rennstall ist das auch nett, da macht morgens, außer zum Gruß, kein Mensch den Mund auf, bevor keiner gefrühstückt hat. Das Gebot bricht morgens auch keiner, bis dann Mr. Waffelhirn antanzt. Den nenn ich so, weil er gehörig einen an der Waffel hat. Mr. Waffelhirn macht morgens folgende Dinge:

1. Ungefähr 20 Mal nachfragen, ob es einem gut geht
2. Fragen, wo der Leiter der RZ-Technik ist
3. Einen begrüßen. Und zwar genauso oft, wie er fragt, ob es einem gut geht und wo eigentlich der Leiter der RZ-Technik ist.

Folgende Dinge tu ich mittlerweile dagegen, denn im Rennstall konnte man einfach wegreiten. Oder die Leute „ausversehen“ mit einer Mistgabel pieken.

1. Behaupten, es ginge mir schlecht. Da er nicht zuhört, ist das aber egal.
2. Ihn irgendwohin schicken, möglichst weit weg vom Büro.
3. Nix … dagegen habe ich noch nichts gefunden.

Bevor dann irgendwann der Hypochonder antanzt (er hat JEDE Krankheit … allerdings nur in seinem Kopf, zuletzt hatte er eingebildete Röteln), sind alle anderen von Mr. Waffelhirn so genervt, dass irgendwann, wenn ich mal zu spät komme, jemand tot im Büro liegt. Auch hier, mal ein Streifer mit der Reitpeitsche und keiner kann einem Absicht unterstellen. Aber es würde wahrscheinlich jeder komisch gucken, wenn ich mit der Reitpeitsche im Büro sitzen würde.
Mr. Waffelhirn hat ein 2000 Jahre altes Nokia Handy und ist der Meinung: viel hilft viel. Und weil unser Empfang in diesem Bunkerbüro schlecht ist, brüllt er einfach in sein Telefon. Bevorzugt, wenn er hinter mir steht, denn ich sitze am Ausgang. Oh, und ich habe ihm schon alles an den Kopf geworfen, was hier im Post steht, inklusive ihn aufgeklärt, dass ich ihm regelmäßig Quatsch erzähle, wenn er den Leiter der RZ-Technik sucht. Hat er nur nicht bemerkt. Obwohl er genickt hat.

Unterdessen kommt dann irgendwann am Tag der Hypochonder, mal mit eingebildeter Krankheit, die ihn untätig werden lässt, mal mit neuen, fixen Ideen, die der Leiter der RZ-Technik im Keim erstickt und mit konstanten Nachfragen wie: „Was hast du denn geraucht?“ oder „Konnest du wieder nachts nicht schlafen, dass du mit so ’nem Scheiß kommst?“ torpediert. Manchmal werden sie dann beide zickig und ich habe bestes Britt oder Vera am Mittag Feeling im Office.

Das ist dann endlich mal gleich, denn Arbeitsreiter können sich auch wegen jedem Blödsinn anzicken. Der hat meinen Stock genommen, der sitzt auf meinem Pferd, der hat meinen Sattel angefasst, bla, bla, bla.
Bei uns zankt sich alles um die Scheren. Dabei frag ich mich, welcher Idiot überhaupt beschlossen hat, es wäre eine gute Idee bei solchen Gestalten Scheren auszugeben. Da steckt garantiert mal eine irgendwann im Kopf eines Mitarbeiters. Oder im Auge.
Im Rennstall sind’s dann die Scheuklappen, die Halsverlängerer, oder die Wischtücher, weil das eine weniger ausgewaschen als das andere ist.

Unterdessen trudeln die Azubis ein. Lange Zeit hatten wir die Theorie, dass diese zwei Azubis nur eine Person sind, weil man sie niemals zusammen angetroffen hat (Fehlzeitenstatistik lässt grüßen). Mussten wir dann aber revidieren, sind doch zwei. Die haben heute geschlagene 20 Minuten gebraucht, um ihren Urlaub einzutragen. Weil sie ständig vom Pc zum Wandkalender gedackelt sind, um zu checken, welche Tage das dann genau sind. Mysterium Computer in einer IT Firma …
Okay, Stifte können auch wahnsinnig anstrengend sein, in zwei von drei Fällen fragt man sich schon, ob da jemand zu Hause ist, wenn die erfolgreich nach dem Canter absteigen und das pumpende Pferd einfach in der Box parken wollen …

Mittagszeit. Der Rest der Firma missbraucht mein Office als Pausenraum. Dooferweise zu Uhrzeiten, wo ich nicht Mittag mache und entsprechend nicht telefonieren kann, wenn sich da grad alles schmatzend und labernd um den Tisch versammelt. Der Hypochonder isst dann gerne eine Tüte Chips, was eine Geräuschkulisse hat, wie tausend Eichhörnchen.
Auch hier: Im Rennstall haben alle gleichzeitig Feierabend und kein Mensch braucht mit den anderen Essen. Und ist auch nicht gezwungen, ihnen dabei zuzusehen, denn das Rudelfrühstücken, das mir die Firma aufzwingt kann wirklich unappetitlich werden. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, muss man auch noch wechselnde Tischpartner in Kauf nehmen. Weil man bei unserer Minifirma vielleicht noch nicht mit allen geredet hat …

Mr. Waffelhirn kreischt auch in der Nachmittagszeit im Büro herum. Beschimpft mit Vorliebe seinen Laptop oder brüllt in das uralte Nokia Handy.
Um die Zeit wäre ich jetzt schon lange zu Hause. Nass, oder sehr verbrannt, weil momentan ja noch mal spontan Sommer herrscht. An manchen Tagen bin ich kurz davor den Rennsattel zu entmotten und mir das erstbeste schnelle Pferd zu schnappen. Vor allem, wenn es so absurd wird, dass ich wirklich keine Ahnung mehr habe, ob ich in einer Firma arbeite oder im Irrenhaus.

Foto: Hat für so Blödsinn keine Geduld. Ich übrigens auch nicht.