Im Internet nur von ganz komischen Reitern vertreten (darauf gehen wir nachher ein), im Stall aber Alltag: Anfängerbashing. Na, kennt ihr auch die Trullas an der Bande? „Boah, wie reitet die denn? Das ist ja furchtbar.“ Und man sieht ein jugendliches Mädchen bei ihrer dritten Longenstunde, die das mit dem Leichttraben halt noch nicht so gut hinbekommt.
Oder gar eine erwachsene Frau. Wiedereinsteigerin, hat als Kind mal Immenhof geguckt und war auf Reiterferien. Ne, also das geht nicht, die darf nicht auf dem Pferd rumrumpeln wie ein Sack Kartoffeln.

Und dann immer dieses: „Ach, das arme Pferd, man sollte sie runterholen.“ Die Frau, die unter Aufsicht eines Reitlehrers reitet und es einfach noch nicht besser kann …
Jeder hat mal klein angefangen. Kein Mensch ist ein reiterliches Naturtalent und kann nach einer Stunde ein Pferd gesunderhaltend gymnastizieren und zwar in allen drei Grundgangarten und dazu noch einen flotten Marsch pfeifen. Muss auch gar keiner.

Anfängerbashing ist nach wie vor ein Phänomen, das sich im Stall nicht ausrotten lässt. Weil die Ladys an der Bande offensichtlich alle erwachsen und als vollendete Reiter aus ihrer Mutter gekrochen sind. Radschlagend und jonglierend, versteht sich ja von selbst. Dazu noch fließend in drei Fremdsprachen und Altägyptisch, das keiner mehr spricht. So ist das und nicht anders.

Es ist auch kein Wunder, dass Anfänger sich ganz oft nicht mehr trauen, jemanden um Hilfe zu fragen, wenn sie welche benötigen. Nicht selten sieht man zu kleine Mädels neben zu großen Schulpferden stehen, Trense in der einen, Leckerlie in der anderen Hand, während das zwar sonst kreuzbrave Schulpferd, einen auf Giraffe macht. Passiert halt. Aber sieht keiner, dass das Kind Hilfe benötigt? Muss es jetzt wirklich den ganzen Weg zur Reitlehrerin rennen, wenn da 10 Erwachsene rumrennen und laut labern: „Was lernen die heutzutage überhaupt noch?“
Und wer bricht sich jetzt einen Zacken aus der Krone, wenn er dem Kind mal kurz hilft?

Auch beliebt: Das richtige Schulpferd von der Weide holen. In meinem alten Stall kannte ich auch, obwohl ich nicht immer nur Schulpferde geritten bin, alle Schulfperde mit Namen und Gestalt. Wenn also ein Anfänger, oder jemand, der einfach noch nicht alle Pferde kennt, mich fragt, ob ich ihm helfen kann Pferd ABC reinzuholen, dann gehe ich doch mal eben mit und gucke, ob die Person das richtige Pferd mitnimmt. Sofern ich nicht gerade absolut unabkömmlich bin. Und das bin ich nicht, wenn ich gerade doof an der Hallenbande stehe und blöd über Anfänger herziehe.

Stattdessen beschreiben dann einige das Pferd lapidar: „Das ist doch vooooooll einfach, das ist der einzige Fuchs“. Verschwiegen wird, dass es sieben Füchse sind. Und dann noch lachen und den Anfänger zusammenfalten, wenn er mit dem falschen Pferd antanzt. Das dann natürlich wieder zurückmuss und dann wieder nur gesagt wird: „BIst du blind? FUUUCHS!“ Im schlimmsten Fall spielt sich das ganze dann sieben Mal ab.

Und dann gibt es noch das Internet. Das ist in dem Fall sogar relativ harmlos. Zumindest in den Pferdegruppen, wenn mal ein Anfänger was von sich zeigt. Die Tipps sind dann wirklich nett. Hart wird es aber, wenn der Anfänger mal einen Reiterwettbewerb reitet und da klappt dann was nicht. Wir reden hier von Reiterwettbewerben! Da geht es um nen Sack Kartoffeln und ein Fähnchen! Und trotzdem werden dann Bilder gemacht und am liebsten in Gebisslosgruppen geteilt, wo es dann heißt: Guck, wie die Gestörte am Gebiss hängt. Ja, vielleicht hat das kleine Mädchen ein bisschen Angst und ist heute nicht so entspannt. Ihr Pony hat sie deswegen trotzdem lieb.

Ist das wirklich nötig? Ist doch schön, wenn neue Leute in den Stall kommen und Reiten überhaupt noch lernen wollen. Wie viele setzen sich nur auf ein Pferd, jückeln mit Halsring ohne jemals Unterricht gehabt zu haben, auf dem Pferd herum und sagen: Ich kann reiten.

Foto: Mag Anfänger. Da ist er ganz lieb mit.