Kennt ihr das auch, wenn ihr mit so vielen Idioten konfrontiert seid, dass ihr am liebsten einen offenen Brief an die Zeitung verschicken wollt, um eurem Unmut irgendwie ein Ventil zu geben?
Also, ich hab das manchmal. Und dann fiel mir ein: Moment, du hast ja eine Seite. Dann kannst du das auch da machen. Denn ich ärgere mich meistens über Menschen im pferdigen Alltag. Daher, liebe Arschkrampen: Das ist für euch.

Liebe Mitmenschen, die mir bei meinen Ausritten begegnen!

Ja, dieser Brief geht an euch. Ich bin ein Teilnehmer im Straßenverkehr. Ich habe Verständnis, dass gerade in der Weihnachtszeit viel Stress herrscht. Allerdings sind über die Weihnachtsfeiertage die Straßen meist leer. Da kann ich die doch auch mal mitbenuten, wenn ich ins Feld möchte. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?
Scheinbar schon, denn anders kann ich mir nicht erklären, was sich da für Leute an mir vorbeiquetschen müssen. Ja, ihr wollt zu euren Weihnachtsterminen. Aber die Straßen sind doch wunderbar leer. Muss man sich dann an mit aufheulendem Motor an einem Pferd vorbeiquetschen, das jetzt auch nicht langsamer ist, als ein Fahrradfahrer?

Ja, ihr lieben Arschkrampen, ich habe euch alle angesehen. Und ihr habt mir in die Augen gesehen, teilweise auf meine Seite der Fahrbahn geschwenkt und noch blöd gegrinst. Das ist sehr dumm. Meinem Pferd ist es nicht nur scheißegal – es ist auch noch gut versichert. Und glaubt mir, solltet ihr es irgendwie streifen – ich habe ein sehr gutes Gedächtnis für euer Kennzeichen, schmeiße mich sofort vom Pferd und heule so laut, dass die ganze verdammte Straße es mitbekommt. Danach dürft ihr das gerne der Polizei irgendwie erklären.

Wie kann man so asozial sein, wenn Kinder im eigenen Auto sitzen, sich einen Spaß daraus zu machen, ein Pferd zu erschrecken? Dass sich dann, zu eurem Leidwesen nicht mal erschreckt, sondern nur ein Stück zur Seite geht. Innerer Reichsparteitag vereitelt? Hoffentlich. Dooferweise bin ich ja nicht die einzige Reiterin im Straßenverkehr. Und dann ist da mal jemand, dem geht das Pferd durch. Wollt ihr Schuld sein, wenn ein Reiter verunglückt und das Pferd noch im schlimmsten Fall vor ein Auto läuft? So ein Pferd wiegt bis zu einer Tonne. Und könnte mal vor ein Auto laufen, in dem sich eine Familie befindet. Im schlechtesten Fall sind dann ein paar Leute tot. Weil ihr so wahnsinnig witzig wart.

Glaubt ihr echt, da lacht jemand drüber? Wenn ihr mit 90 in der Innenstadt an einem Pferd vorbeirast, weil ihr keine winzige Sekunde warten könnt, bis ich an den parkenden Autos vorbei bin? Ihr wisst schon, dass so ein Pferd als Auto zählt und ihr damit Abstand halten müsst, wie zu einem Auto. Okay, selbst das könnt ihr nicht, sieht man ja gerne auf der Autobahn, oder der Landstraße. Oder auch auf dem Waldweg, den ich zum Stall nehmen muss – da muss man auf jeden Fall an meinem alten Suzuki vorbei. Geht ja nicht, dass man mit seinem dicken Benz hinter so einem Auto herfährt, das sich auch noch an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält.

Also: Wartet doch einfach mal fünf Sekunden. Und hört auf so dämlich zu sein. Ich weiß, dass euch offenbar Menschenleben und Tierleben scheißegal sind, denn sonst würdet ihr das gar nicht machen. Aber euer kostbares Auto ist zumindest Schrott, wenn ihr mal an ein Pferd geratet, dass euch auf die Motorhaube hüpft. Ist das wenigstens ein Grund, Pferde nicht anzuhupen, nicht zu dicht an sie heranzufahren, oder sonstwie zu gefährden. Ja, eure coole Karre ist danach Schrott. Oh, ihr eventuell auch. Mein Mitleid hält sich in Grenzen.

Ich habe fertig.

Foto: Kein Kühlerschmuck.