Manchmal kommen Pferd und Reiterpaare zusammen, die wirklich auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Da ist also dieses Pferd mit dem riesigen Springvermögen. Die Besitzerin hat ordentlich Kohle hingeblättert für ihren neuen Partner Pferd. Und das springt Häuser. Ach, was sage ich, das springt Hochhäuser. Seine Besitzerin nicht. Die lässt das Pferd kurz über eine Bodenwelle stolpern und nennt das Sprung. Und sie fürchtet sich auch ziemlich vor Sprüngen. Kommt ihr gar nicht in die Tüte. Während das Pferd schon sehnsüchtig die Ständer umrundet: „Springen wir gleich, Frauchen? Springen wir gleich?“

Oder auch die hier: Ein 1a Reiningpferd. Schneidig, wendig. Und was macht die Besitzerin? Dümpelt mit ihrem teuren Pferd, das viel mehr könnte, nur auf Bodenarbeitskursen herum und sitzt auch sonst nicht viel im Sattel. Eigentlich hat sie nämlich Angst und traut sich nicht wirklich, sich schneller als Schritt mit dem Pferd zu reiten.

Vielleicht die hier? Junge Anfängerin holpert auf Dressurkracher herum. Der schon auf einen halben Furz das Piaffieren anfängt. So sanft, so sensibel, was für eine Ausstrahlung. Während da lachend der Teenager drauf herumgurkt, die Hände unterm Kinn hat und Angst bekommt, wenn das Pferd plötzlich spontan in die Passage wechselt. Könnte ja buckeln sein.

Tja … solche Leute haben es nicht einfach. Ich war auch mal so eine Reitbeteiligung. Omma international im Springen, Wallach irgendwo bei M mit Hang zu S. Während ich ein Freizeithopser mit winzigen Turnierambitionen war und einen Hang zum Stoppelfeldfetzen hatte. Vorteil für mich: Beide alt. Da sind die Leute dann still.
Ist das Pferd jung: Tja, gute Nacht. Dann wird gelästert. „Was will die denn schon mit dem Pferd? Das ist doch viel zu schade für die!“ „Ach, die macht auch alles kaputt, irgendwann geht das Pferd nicht mal mehr einen Führzügelwettbewerb.“

Was tut man denn dann?
Möglichkeit 1: Der Reiter lernt einfach mit seinem Pferd. Soll ja vorkommen. Wo ist das Problem? Auf einem top ausgebildeten Pferd zu lernen, ist ein Privileg. Ich weiß also gar nicht, was es zu lästern gibt.
Möglichkeit 2: Man verkauft das Pferd
Auch das ist durchaus eine praktikable Möglichkeit. Denn was nützt es dem Pferd, das total heiß ist auf den geilen Springparcours, wenn Frauchen schon den Tränen nahe ist, falls jemand eine Gerte in den Eingangsbereich der Halle gelegt hat? Nachher springt das Pferd noch und das will sie ja nicht. Eigentlich hätte sie gerne nur ein nettes Ausreitepferd. Hat sich halt vergriffen beim Pferdekauf. Kommt vor.
Möglichkeit 3: Das Pferd hat vielleicht einfach keinen Bock auf das, was es kann.
Meiner kann auch schnell laufen. Aber darauf hat er einfach nicht so Lust. Dann ist er doch bestens damit bedient, wenn ich ein bisschen mit ihm ausreiten gehe und sonst nur Gymnastik mache.
Möglichkeit 4: Man sucht sich eine Reitbeteiligung, die das macht, was man selbst nicht kann.
Das Pferd hat richtig Bock auf die Reiningsachen? Vielleicht möchte ja eine ambitionierte Reitbeteiligung mein Pferd vorstellen? Warum denn nicht? Nur weil ich das nicht kann, muss das ja nicht für alle gelten.

Also was zum Teufel gibt es da immer zu lästern? Nur weil jemand ein Pferd hat, das weiter ausgebildet ist, als man selbst, ist das doch nicht automatisch schlecht. Das ist eher toll. Wieso steckt bei solchen Pferd und Reiterpaaren der halbe Stall stets die Köpfe zusammen, um dann ordentlich „Tatsachen zu erörtern“? Solange der Reiter seinem Pferd nicht schadet und es ihm sonst an nichts fehlt, darf der auch jeden Tag spazieren führen, wenn ihm danach ist. Auch seinen drei Millionencrack, der eigentlich von S-Dressur zu S-Dressur eilen sollte.

Foto: Kann nix. Passt.