Ich schulde euch, glaub ich, noch ein Ende zu der Geschichte. Oder ein temporäres Ende, denn zu Ende ist unsere Geschichte ja nie wirklich. Zumindest jetzt nicht.
Wir erinnern uns ans letzte Mal: Pferd ist grässlich lustlos und unkooperativ. Kann ich ja auch verstehen, viel geritten wird nicht (obwohl er das nicht so schlimm findet), dafür viel anstrengender Krempel am Boden, der zum Muskelaufbau dient.
Aber wenn das Pferd das alles so uncool findet … was macht man da? Durchprobieren. Und es mit seinen Kumpels alleinlassen. Mich braucht er nicht wirklich, braucht er auch heute noch nicht, er ist ein sehr selbstständiges Pferd das nicht unglücklich ist, nur weil sein Mensch weg ist. Hauptsache jemand bringt was zu futtern vorbei.

Ergo war ich in der nächsten Zeit damit beschäftigt, ihm die Arbeit schmackhaft zu machen. Oder ihn damit nur mal kurz zu pieksen und ihn dann wieder wegzubringen. Das hat ihn dann erst mal richtig verwirrt. Ich muss nur das machen und dann geht es wieder auf die Weide? Wieso? Hä?

Bis ich an irgendeinem Tag mal an der Weide stand und probehalber nach ihm gerufen hab. Da tänzelte das zänkische Tier plötzlich zu mir hin und guckte mich an: „Machen wir was?“
Ich entferne mich ein paar Schritte, da steht er webend am Tor. „Was machen wir? Du holst doch gerade was? Ich will wissen was es ist!“
Ich gehe noch mehr zurück. Wiehern. „Hallo? WAS MACHEN WIR JETZT?“

Da ist sie ja, die vollbluttypische Neugierde, die vielgepriesene, von der ich bis jetzt nichts mitbekommen hatte.
Tor auf: Pferd raus, hüpft fröhlich um mich herum. „Wir machen jetzt was, ja?“
Von da an konnte man dann auch mit ihm arbeiten. Irgendwie hat er dann wohl verstanden: Wenn ich mitarbeite, dann darf ich danach wieder spielen. Glaube, er ist lebenslänglich fünf oder so. Hat sich bisher jedenfalls nicht geändert. „Ich mache mit, wenn ich dafür danach spielen darf. Mit dir oder den Kumpels.“

Was man alles mit ihm machen kann, könnt ihr eigentlich ganz gut im Buch sehen, denn da habt ihr Fotos aus einem ganzen Jahr. Blödsinn, Halsringreiten, im Gelände herumstreifen, ein bisschen Platzarbeit, ein bisschen hiervon, ein bisschen davon. Er kann alles. Nur nichts so richtig doll, sodass es ihn über andere Pferde hinausheben würde. Muss er auch gar nicht.

Warum hab ich euch diese Geschichte nun diese Woche erzählt. Weil ich es so mega spannend finde? Oder irgendwie besonders? Weil ich euch zeigen will, wie cool ich bin? Oder mein Pferd? Nein. Ich habe euch die Geschichte erzählt, weil niemand euch etwas schenkt. Nicht mal das Pferd. Weil die Wendy, oder schlaue Facebookleute euch auch nicht helfen werden, wenn ihr nicht mehr weiterwisst. Denn die haben gar kein Interesse daran euch zu helfen. Sondern ein Interesse daran, möglichst viel Spaß an eurem Post zu haben.

Das Leben ist nicht nur kein Ponyhof, es ist auch etwas, das man selbst in die Hand nehmen muss. Vor allem in der Reiterei. Will ich mich mit meinem Pferd zusammenraufen? Möchte ich durchhalten? Diese Fragen sollte man sich stellen, wenn das Pferd nicht freudig schwanzwedelnd am Tor steht, sondern eine Rückwärtspiaffe mit anschließendem Salto hinlegt, nur weil du dummer Reiter gerade eine Falte aus seinem Gurt bügeln wolltest.
Wenn ich etwas will, erfordert das Arbeit. An sich selbst, am Pferd und an vielen anderen Dingen. Nur dann komme ich irgendwann dort an, wo ich hinwill – sofern ich mein Ziel realistisch gewählt habe und nicht den Mond in mein Navi eingegeben hab.

Wenn ich andere Pferdeseiten alle Jubeljahre ansehe, dann stelle ich immer fest: Huch, bei denen ist ja alles total super und das Pferd ist immer sooo toll. Bei mir nicht. Habe mich gefragt, was ich falsch mache und festgestellt: Nichts. Ich habe nur einfach weniger Probleme mal über die Schattenseiten zu sprechen. Und kreide mir das nicht als persönliche Niederlage an.

Das ist auch der Grund, warum es Arschlochpferd gibt. Reiten ist nicht immer nur cool, und ereignisreich, gewinnbringend und super. Es ist manchmal einfach scheiße. Und Reiter selbst sowieso.

Foto: Speckpferd mit kurzen Beinen. Irgendwie sieht er unvorteilhaft aus.