… ist grundsätzlich falsch. Der Reiter sollte eigentlich prinzipiell erst mal nichts erwarten. Trotzdem tut er das ständig. Und das nicht in großen Dimensionen sondern in winzigen. So was wie: Wir gehen jetzt lieb zur Weide. Oder wir gehen jetzt an einem Baum vorbei.
Ja, das erwartet der Reiter. Klappt das doch eigentlich täglich, wo ist also das Problem?
Tja, das weiß allein das Pferd. Denn das entscheidet ganz spontan, ob die Erwartungen erfüllt werden oder nicht.

Der Reiter denkt: Ach, der Schmied kommt. Das ist ja derselbe seit 10 Jahren, das klappt ja immer.
Das Pferd tut Folgendes: HEUTE ist der Schmied wirklich böse. Der hat nämlich ein rotes Poloshirt an und rote Poloshirts signalisieren Bosheit. Und Mediamarkt. Wahrscheinlich will der Schmied ihm noch ein Sky Abo aufschwatzen. Das ist aber viel zu teuer. Ergo stampft das Pferd, wackelt plötzlich wie ein Gummihuhn und versucht alles, damit der böse Mann nicht an die Hufe kommt.

Der Reiter denkt: „Oh, die haben da überall Flatterband um die Baumstümpfe am Eingang gezogen. Da muss ich aber aufpassen, wenn ich mein Pferd daran vorbeiführe, das flattert ganz laut.“
Das Pferd tut Folgendes: Gar nichts. Es sieht die Flatterbänder nicht, es interessiert sich nicht dafür und geht einfach daran vorbei.

Der Reiter denkt: „Wir gehen jetzt mal an diesem Flatterband vorbei zur Weide. Das hängt da ja schon drei Wochen.“
Das Pferd tut Folgendes: Ausrasten. Glotzen. Tröten. Spontane Mutation zum Westernpferd, astreiner Spin, Rollback und dann Mutation zum Rennpferd. Tschöööö! Leck mich mit deinem Flatterband.

Der Reiter denkt: „Scheiße, die haben die Halle gestrichen. Von dunkel auf weiß. Hilfe. Ich gehe mal ganz behutsam mit dem Pferd nach vorne.“
Das Pferd tut Folgendes: „Platz da, hier kommt der Landvogt.“ Es büffelt stumpf in die Halle hinein, schleift den Reiter hinterher. „Hallo! Wer schneller arbeitet hat früher frei. Mach hinne!“

Der Reiter denkt: „Ich lass nur kurz schnell impfen, dann kann ich mich anschließend nachher mit Freunden treffen.“
Das Pferd tut Folgendes: Oh, Shit! Der Tierarzt. Der war nie böse, aber heute! Heute nähert der sich auf so ungebührliche Weise. Und weil er das so tut wie ein fieser Triebtäter gibt es erst Mal ein spontanes Erhängen am Putzplatz. Das hat zur Folge, dass der Haken fliegen geht, das Pferd sich nach hinten wirft und sich vom Sprunggelenk abwärts erst Mal alles aufratscht. Aber vielleicht darf der Reiter nach drei Stunden Wundbehandlung, inklusive Nähen und Lahmheitsdiagnostik dann mit seinen Freunden treffen.

Der Reiter denkt: „Hm, das Pferd scheint noch Schmerzen zu haben, ich lasse es heute lieber noch mal in Ruhe, auch wenn der Tierarzt das Go zum reiten gegeben hat.“
Das Pferd tut Folgendes: Furzend und buckelnd auf der Weide rumrennen. Mindestens zwei Stunden. Anschließend nass geschwitzt und triefend Frauchen am Zaun begrüßen. Wollte doch nur testen, ob die Nähte halten.

Der Reiter denkt: „So, jetzt habe ich ja zum Führen ein bisschen sediert, da geht das schon. “
Das Pferd tut Folgendes: Wer hat eigentlich die Halle gestrichen? War die schon immer so hell? Da nützt alles Sedalin der Welt nicht, jetzt wird aufgedreht. Brummkreisel um den Reiter, spontaner Radschlag, vielleicht noch ein bisschen Handstand. Was interessiert das blöde Beruhigungsmittel?

Foto: Kann alles davon. ALLES!