Heute noch mehr Klugscheißereien, nachdem Reiten ja schon kein Sport ist. Denn dieser Nichtsport ist auch noch scheißenteuer. Also bezahlen wir Reiter sehr sehr viel Geld fürs Nichtstun und freuen uns dann auch noch, wenn wir im Dreck landen, eine böse Frau uns anschreit, weil wir immer noch lieblich auf den Boden gucken und am Ende des Tages bringen wir unseren aufmüpfigen 700 Kilo noch bei, wie es ist, mal nicht den Tierarzt aufzufressen. Dem wir natürlich auch noch Geld in den Rachen schieben.

Dann kommen sie wieder: Die Nichtreiter. „Wieso gibst du dafür Geld aus?“ oder: „Du bist bestimmt stinkreich, dass du dir ein Pferd leisten kannst.“ So wie das ja auch schon die netten Herren von der Pferdesteuer gedacht haben – wer ein Pferd hat ist steinreich und bezahlt dafür, dass es hübsch im Garten steht und gut aussieht. Das hätten die Männer wohl gerne (vielleicht ist auch Neid dabei, weil sie keiner fürs schön aussehen und rumstehen bezahlt). Die Damen ebenso – aber bei denen ist das leichter umsetzbar, wenn sie sich nur einen greisen Millionär angeln.

Jedenfalls konfrontiert man uns Reiter ständig damit, wie teuer das Hobby ist. Ich käme NIE und nimmer auf die Idee anderen Leuten ständig ihre Kosten aufzuzählen. „Boah, schon wieder ins Stadion? Dann noch Essen und die Dauerkarte? Du musst ja Geld haben.“
Oder: „Du schraubst schon wieder an deinem Auto herum? Weißt du eigentlich was die ganzen Reperaturen und das neue Zeugs kosten?“ Nö. Kein Interesse. Mich interessiert es schlichtweg nicht, was andere Leute mit ihrem Geld machen. Warum interessiert das immer bei Reitern?

Wieso ist das immer noch ein Hobby, das Außenstehende bewerten müssen? Ich bewerte doch auch nicht das Hobby von anderen Leuten. Manche finde ich langweilig, jo – nur sag ich dem doch nicht wie teuer, dumm und sinnlos das ist. Alles, was nur so zum Spaß ist, ist relativ sinnlos. Man verdient kein Geld damit, man tut nichts Gutes für die Menschheit und dennoch hat man egoistisch seinen Spaß. Und für meinen Spaß muss ich halt auch blechen, weil es mein Hobby nun mal nicht kostenlos gibt.

Dann gibt es noch die windelweiche Version: „Ja, so ein Pferd kann ich mir auch leisten, aber wenn das mal krank wird? Das sind ja TAUSENDE Euros.“ Kontere gerne damit, dass mein Kaninchen mehr Tierarztkosten verursacht hat als mein Pferd. Da sind die Leute dann doch sehr verwirrt. Kann ja gar nicht sein, lüge ich mir in die Tasche. Tatsache ist aber, dass er zweimal den Tierarzt akut brauchte und ihn sonst nur zum impfen sieht. Und für den teuren Shit ist er OP versichert.

Aber das geht einfach nicht. Dass jemand unerhört viel Geld für ein Tier ausgibt. Für ein Auto ist das wiederum gesellschaftlich anerkannt und man ist noch neugierig auf den Oldtimer, an dem gerade gewerkelt wird. Zeig doch mal! Niemand verlangt von Reitern deren Resultate – Sitzen schließlich nur drauf.

Ich frage mich wirklich, wann es denn mal bei den Leuten ankommt, dass Geld ein Thema ist, das 1. jeder anders definiert und 2. ein Thema ist, über das man nicht unbedingt mit jedem spricht.
Und selbst wenn sich jemand einen Stall für tausend Euro im Monat leistet, das Pferd jeden Monat 2000 kostet, schon in der Anschaffung teuer war, sowie jeden Monat eine neue Schibbi-Schabbi braucht – dann ist das immer noch egal, solange dem Tier an nichts mangelt. Und schon mal erst recht für alle Leute, die gar nicht reiten. Ist ja immer noch unsere Sache, was wir mit unserer Kohle machen.

Foto: Stoppelfeld Ahoi!