Am Freitag hatte ich diese Diskussion mal wieder im Büro. Natürlich mit einem Mann, mit denen führt man die Diskussion deutlich häufiger als mit nichtreitenden Frauen – warum, weiß ich nicht, muss mal jemand erforschen. Frag mich ja immer was das soll. Fußball ist für mich auch kein Sport – jedenfalls nicht so, wie ihn 99% der Männer betreiben: Nämlich vom Sofa aus.

Gerne biete ich solchen Exemplaren ja einen Ritt auf meinem Pferd an – da bin ich nicht kleinlich. Aber da kneifen sie dann doch alle. Rudern mit ihren Aussagen aber nicht zurück. Auslöser war natürlich Olympia. Was machen die da eigentlich? „Ja, die zeigen ihr Pferd.“ Das wird es sein, da wird einfach nur geguckt, wer das Schönste Pferd hat (offenbar die Deutschen) und dann gibt es eine Medaille. Klasse, dann können sich ja alle Leute mit schönen Pferden schon mal die Hände lecken.

Mit Rennsport habe ich die Diskussion übrigens nie – das erkennen sie gerade noch als Sport. Aber beim Springen werden die auch nur getragen. Generell ist ja dieses Tragen immer das heikle Thema. Fußball ist ja auch nur Ball rumschubsen. Was, ist es nicht? Ja, aber was machen die denn sonst? Na, dasselbe wie Reiter – nur eben auf ihrer Ebene. Taktieren, Techniken üben, Schrittfolgen usw. Beim Reiter ist es nur so, dass er diese Dinge selbst nicht ausführt, sondern das ganze noch durch Pferdehirn und Körper muss.

Das Sitzen ist wohl das größte Problem. Denn man sitzt ja auf dem Pferd. Es ist Leuten einfach unbegreiflich, die noch nie ernsthaft auf einem Pferd gesessen haben, wie Sitzen so anstrengend sein soll. Aber simple Beobachtungen (auch bei Olympia) sollten ihnen ja zeigen, dass die Reiter nach so einem Ritt durchaus K.O sind. Aber nö … das rote Gesicht kommt ja nur von der Sonne. Und weil die Reiter eh unsportlich und dick sind.
Denn das ist den Nichtreitern unbegreiflich. Wie kann jemand, der vielleicht nicht sonderlich sportlich aussieht und ein paar Pfunde zu viel hat, sagen, er macht Sport. Reiten ist ja kein Sport, sonst wär die Kuh ja nicht so fett.

Ebenso erkennen sie nicht die Gefährlichkeit des Reitsports. Wenn es ganz dumm läuft, stolpert das Pferd einmal über seine eigenen Füße und man ist danach Querschnittsgelähmt. „Ja, selber Schuld.“ Korrekt, wir müssten das nicht machen. Aber andere Trendsportarten, wie Klettern ohne Sicherung – das ist völlig okay und da wird die Gefährlichkeit anerkannt und noch „Huiii, cool“ gesagt. Reiten ist einfach nicht cool genug.

Ich verstehe, dass für einen Laien Dressursport nicht transparent ist. Wie soll man das verstehen, was da passiert? Warum bekommt die jetzt eine höhere Note? Wieso wird abgeklingelt, usw. Beim Rennen ist das einfach – es gewinnt der, der vorne ist. Das kann jeder verstehen. Dressurreiten nicht.

Frag mich ja immer, was die alles so an Sport machen. Außer Kinderturnen und Lurchwürgen. Meist keinen, da wette ich drauf. Oder man diskutiert mit so Supersportskanonen, die morgens schon den Marathon vor der Arbeit laufen. Trotzdem könnten die sich nicht draufsetzen und „reiten“. Die könnten höchstens draufsitzen. Das war es dann auch schon. Und das ist korrekt: Draufsitzen ist kein Reiten.

Aber mal so eine feine Runde ohne Bügel traben, na da möchte ich die „Reiten ist kein Sport“ Leute ja mal sehen. Die sagen garantiert nicht mehr Pieps, wenn sie damit fertig sind. Und auch nicht, dass Reiten kein Sport ist. Da sie sich am Ende aber eh nicht aufs Pferd trauen, müssen wir uns weiterhin ihre schlauen Kommentare anhören.
Weghören ist angesagt. Ich kann das gut. Also dieses selektive Hören. Muss man als Reiter können …

Foto: Zufrieden nach dem Stoppelfeld