Selbst wenn man schon jahrzehntelang reitet, dann ist man doch niemals wirklich für den Tag gewappnet, an dem das Pferd einzieht. Oder sagen wir: Für den Tag schon … nur nicht für das was danach kommt. Denn irgendwie haben wir uns das alle ganz anders vorgestellt. Vor allem dann, wenn es kompliziert wird. Oder ganz anders als geplant. Geht ja meistens schon beim Pferdekauf los. Na? Hand hoch: Wer wollte eigentlich ein gut ausgebildeten Allrounder und kam anschließend mit einem rohen Ponyfohlen zurück? Aha … und wer wollte noch gleich alles andere, aber bloß keinen Schimmel und bloß kein Vollblut und ist genau damit nach Hause gefahren? Jep … Pferde lassen uns alle Pläne über den Haufen werfen.

1. Ich habe mir die Umschulung ganz wunderbar ausgemalt. Immer ein bisschen weiter, viel zusammen arbeiten und wichtig: Takt im Trab reinbringen, dazu viel im Sattel arbeiten.
Wie ist es dann gelaufen? Ich habe vor allem ganz viel daneben gestanden. Lederhautentzündung, Schlundverstopfung und: Reiten? Haha … kannste knicken. Viel zu unbemuskelt. Und was dann tun? Longieren bis einer von uns schwarz wird.

2. Ich habe mir ausgemalt, wie ich nach der Arbeit noch schön gemütlich eine Schrittrunde ins Gelände reite, um einen tollen Ausgleich zu meinem Job zu haben.
Wie ist es dann gelaufen? Dann beschloss ich, dass ich außerdem noch Autorin bin bekam Deadlines und Bücher und außerdem ein Pferd, das nicht auf Arbeit steht. Und das, wenn ich von der Arbeit komme, noch auf der Weide ist. Anschließend bekomme ich prompt ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn nicht von seinen Kumpels wegholen will und dann wird es doch nur so larifari.

3. Ich habe mir ausgemalt, wie mein Reitunterricht laufen wird. Natürlich FAHRE ich dahin, hab ja ein Rennpferd, das lässt sich problemlos fahren.
Wie ist es dann gelaufen? Total super! So super, dass ich ihn beim ersten Abholtermin nicht abholen konnte, weil er 3 Stunden nicht auf den Hänger ging. Alleine brauch ich es gar nicht versuchen, da lacht der nur. Mit zwei Personen und einer, die Sachen nach ihm wirft, geht es dann. Allerdings habe ich gar keinen Hänger. Und kein Auto, das einen zieht. Ähm … ja. Tolle Ideen hab ich!

4. Ich habe mir zusammenphantasiert, wie nett das wird, einfach Sattel drauf und losreiten.
Wie ist es dann gelaufen? Mittlerweile (das muss man dazu sagen) – mache ich das auch. Ich bleibe halt nur nicht mehr dabei stehen. Aber am Anfang war das „Sattel drauf und …“ stets ein Punkt voller Überraschungen. Schon allein ob der Teil „drauf“ klappt.

5. Ich habe mir ausgemalt, wie wir Dressurlektionen erarbeiten und manchmal einen kleinen Sprung machen.
Wie ist es dann gelaufen? Wir machen, wenn überhaupt, nur sehr große Sprünge. Klein ist nix, das ist doch öde. Dressurlektionen machen wir nur solange ihm nicht auffällt, dass es welche sind. Ansonsten stellt er nämlich die Mitarbeit ein. Aber sehr schön parken kann er.

6. Ich habe mir ausgemalt, wie wir gemütliche Ausritte machen.
Wie ist es dann gelaufen? Gut. Echt jetzt. Wir sind nur nicht gemütlich, sondern zügig. Aber gemütlich ist ja auch langweilig.

7. Ich habe mir ausgemalt, dass es total einfach ist, mal einen Tag frei zu bekommen, indem ich eine Reitbeteiligung besorge.
Wie ist es dann gelaufen? Oh Gott … fragt nicht. Wochenlang keine Reaktionen auf Anzeigen, dann einige Vollhonks dagehabt, wenn mal gute da waren, haben die schnell wieder aufgehört, weil das Pferd die ersten drei Monate nicht kooperativ ist und keinen Spaß macht.

8. Und was für schöne Sachen ich mir kaufen könnte. Für das Pferd!
Wie ist es dann gelaufen? Gar nicht so toll, weil ihm entweder gar nichts passt, ich es nicht gebrauchen kann (Thema Trensen und Gebisse), oder die Sachen echt hässlich sind. Hatte ich als Nichtpferdebesitzer im Dressurstall echt besser in Erinnerung.

Foto: Sieht auch gar nicht so aus, wie ich das wollte. Bloß kein Brauner. Bloß nichts ohne Abzeichen.