Auf dem Abreiteplatz kann man einen Querschnitt durch die Reitergesellschaft ziehen und liegt da nur sehr selten daneben, denn sie präsentiert sich dort so stereotyp wie nie. Es ist tatsächlich eine Erleuchtung, sich einfach nur daneben zu stellen und ein wenig zu schauen. Danach kennt man alles und jeden.

Wir beginnen unseren kleinen Rundgang am Abreiteplatz mit denen, die an der Bande stehen. Da sind nämlich die Bandenprofis. Nicht nur, aber sie sind da. Meist in diesem Stall beheimatet, wo das Turnier nun stattfindet und permanent beschäftigt, Outfit und Reiterei zu bewerten. Daneben stehen dann noch die Wallakleidchen Mädels, die nur deswegen da sind, um alle Leute auf dem Abreiteplatz einer E-Dressur der Rollkur zu bezichtigen und verstohlen Fotos zu machen, um sie nachher in einer Facebook Gruppe zur Diskussion zu stellen.

Gleich daneben stehen die Muttis, mit: „Schakkeline, wink doch mal.“ Das sind die Muttis, die nicht reiten können, aber stolz wie Bolle sind, weil ihr Kind gerade reitet und hübsch hergerichtet ist.
Hinter denen stehen die Reitermuttis, die sich im permanent aggressiven Dialog mit Kind oder Teeny (oder auch erwachsener Tochter) befinden.
„Mamaaaaa, der Pucki bockt immer, wenn ich so mache.“
„JA, DANN MACH HALT NICHT SO!“ Meist haben sie ein Bier und fragen sich gerade, ob ein Kind jetzt die absolut beste Idee war, die sie bisher so hatten. Während sie alles dabei haben, was der Schützling brauchen könnte.

Daneben stehen die TTs, die spontan auch mal zum Reitlehrer umschulen und oder zum Tierarzt, oder zum Hufschmied („Ne, das Eisen ist nicht ab, das ist nur locker, das geht noch!“). Oder auch zum Seelentröster, Streichler oder Wachrüttler („MACH DOCH MAL WAS!“

Aber nun gehen wir weiter, drängen uns an den Umstehenden vorbei und gucken uns an, was da auf dem Platz reitet.
Die obligatorischen Mutti-hat-mir-ein-Pferd-gekauft Mädels zum Beispiel. Die erkennt man daran, dass man denen nie sagen muss, nicht nach unten zu schauen, denn sie schauen immer einen Tick zu hoch. Wohl, um besser auf andere herabschauen zu können.

Dann ist da noch die Späteinsteigerin, die auf einem Pferd herumeiert das bei einem Ratespiel: „Was passt hier nicht!“ garantiert als erstes genannt werden würde. Gerne Tinker, oder andersbunte Pferde. Es ist dabei egal wie sie reiten, sie werden sowieso von den Bandenprofis zerrissen.

Es fehlt natürlich noch die Spaß-Frau. Die macht nur mit, weil man einmal ein Turnier geritten haben sollte und eigentlich ist ihr auch gerade zu warm und geübt hat sie die Aufgabe immerhin auch schon einmal. Und wenns schiefgeht? Dann isses ihr auch scheißegal. Aber innerlich wäre sie schon gerne Erste.

Doch Halt! Da fehlen doch noch welche. Die Ponyfrau zum Beispiel. Die nennt Turniere gerne, schon allein um den Großpferdreitern zu zeigen, dass Ponys auch Schleifen bekommen können. Sie ist ein bisschen auf Krawall gebürstet und wittert schnell hinter allem eine Verschwörung der Großpferdereiter. Gegen sie natürlich.

Und dann ist da noch die peinlich Berührte, die mit dem Arschlochpferd, das alles auf dem Platz umholzt, schon 20 Muttis gebissen hat und dabei auch noch richtig dämlich aussieht. Vor lauter Buckeln haben sich die Zöpfe schon gelöst und Bock hat die Reiterin schon lange nicht mehr. Aber man weiß ja auch, dass man da durch muss … Ergo: Arschbacken zusammenkneifen und ein Grinsen zu Grabe tragen, das alle Umstehenden erschreckt: Ist sie schon bereit für die Klapse?

Foto: Meist bin ich die Spaßfrau. Oder die peinlich Berührte.