Heute müssen wir mal über ein Thema reden, das ich eigentlich total doof finde: Leckerlie. Ich bin der Meinung, dass es mein Pferd wirklich respektlos werden lässt (Pimmel rausholen, rumhampeln, rumschlabbern, knabbern – alles drin). Und ich mag kein respektloses Pferd haben. Weswegen ich also auch nicht auf Leckerlies zu Trainingszwecken zurückgreife. Eigentlich. Und das Gurtproblem lässt sich damit auch nicht lösen, seitdem mein Pferd raushat, dass man erst die Nascherei fressen kann und anschließend trotzdem noch Hula-Hoop veranstalten kann. Das ist halt einfach doof. Entsprechend nerven mich eigentlich auch solche Tipps, oder so Leute, die für jeden Schritt ein Leckerlie reindrücken. Bettelnde Pferde kann ich nicht ausstehen.

Tja … also ist das doch eigentlich logisch, oder? Pferd bekommt nur in Ausnahmefällen aus der Hand, oder bei der Möhrchengymnastik und gut. Bis er ja irgendwann beschlossen hat: Schmied ist zu langweilig, dauert auch zu lange, wir machen da Theater. Nach diversen Lehrveranstaltungen und Rückenlähme meinerseits (ständig unterm Pferd hängen und an den Hufen rumkaspern, damit er merkt: Geht nicht) – hat sich das Thema aber 0 gebessert. Ich darf munter die Füßchen bespaßen, aber der Schmied nicht. Und weil ich keine Schmiedelehre machen möchte, kann ich das also nicht selbst tun. Aufhalten lässt er übrigens nicht gelten. Blöd. Tja, was tun, sprach Zeus?
Bleibt also nichts anderes übrig, als die Leckerlie-Taktik zu fahren. Komme mir ja selbst schon schlecht dabei vor. Aber es nützt nix. Denn hier gilt nicht das Gleiche, wie beim Gurten – das Pferd kann nicht fressen und sich auf den Schmied setzen. Also frisst es nun. Und nervt. Aber immerhin kann man dabei seine Hufe bearbeiten. Was interessiert es dann, ob er nervt? Bin es nämlich langsam leid stundenlang ums Pferd zu tanzen, bis er wirklich geschnallt hat: Okay, das hört nicht einfach auf, nur weil ich eine Stunde rumtanze und mich hinsetze.

Jetzt habe ich also auch so ein Leckerlieschiebepferd. Wollte ich nie. Aber irgendwann kommt man eben an den Punkt, wo man sich sagt: Ach, weißte was? Scheiß drauf – alles andere hat nichts genützt, jetzt wird das verfressene Vieh bestochen. Das ist nicht schön. Schon gar nicht, wenn dann so Leute wie ich daherkommen und sagen: Du machst es dir aber leicht. Hatten wohl einfach noch nie ein Problem, dass sich nicht anders lösen ließ.
Hatte ich vorher auch nicht. Obwohl, doch, den Todesstern. Die habe ich zu 99% mit Leckerlie davon abhalten können, eigene Wege zu gehen und loszurennen, wann immer es ihr passte. Und die 1% waren trotzdem Fails – trotz Leckerchen.

Was lernen wir jetzt also daraus? Ist völlig okay. Manche Pferde sind halt einfach total stur. Und die wollen auch die Situation niemals adaptieren, selbst wenn die sonst aufs Wort hören. Aber in dieser einen Situation will es dann nicht so, wie wir das wollen. Passiert. Manche Sachen kann man ja sogar durchgehen lassen, aber bei Tierarzt und Schmied hört das halt leider auf. Sonst hätten wir demnächst diverse ungeimpfte Pferde mit Ringelhufen. Und selbst wenn das dann nach Kampf geht – für den Dienstleister ist so ein Pferd zum Kotzen und deutlich blöder, als wenn mir einfach nur mal meine Reitbeteiligung abhanden kommt – die rannte eh nur zur Box oder Weide. Wenn andere jedoch involviert sind, ist natürlich eine schnelle Lösung irgendwo gewünscht.

Ich würde mir natürlich auch wünschen, dass er einfach ganz normal beim Schmied stehenbleibt. Aber was der feine Herr nicht will, will er scheinbar nicht – da kann ich noch so fein mit dem Stöckchen wedeln und Hufe heben, bis mir die Arme abfaulen. Manchmal geht Gehorsam einfach durch den Magen.
Das kann jeder scheiße finden, oder normal, oder gut. Ist mir mittlerweile wurscht. So wurscht, wie die anderen Leute, die Leckerlies am Fließband ins Pferd schmeißen, weil sie ein anderes Problem haben. Es mag Bestechung sein – aber verfährt man nicht sonst öfter mal genauso, wenn man was von seinem Gegenüber will? Selbst, wenn der nur zwei Beine hat?

Foto: Ein Einhorn! Foto von Morwen Fotografie